"Hiiiiilfe, Diiiiiebe", schallte es aus der Scheune. Gundel, die Henne erschien ganz aufgeregt in der Tür. "Jemand hat mir ein Ei gestohlen, jemand hat mir ein Ei gestohlen", rief sie immer wieder. "Mir auch, mir auch", ertönte es aus der Scheune. Fritzi, die andere Henne kam herausgelaufen. "Dir auch?", sagte Gundel, "das versteh ich nicht. Was ist an Deinen Eiern schon besonderes?" Gundel war eine, die an allem etwas auszusetzen hatte und damit den anderen ganz schön auf die Nerven fiel. Ausserdem war sie eifersüchtig, weil sich Fritzi so gut mit Franz, dem Hahn verstand.

 

Der war auch der erste, der um die Scheune herumgelaufen kam. "Was ist denn los?", fragte er. "Was macht ihr denn für einen Krach?". "Einer von euch ist ein Eierdieb", schrie Gundel immer wieder, nachdem auch die anderen herbeigekommen waren. "Woher willst du denn wissen, dass es einer von uns war?", fragte Grunzi, das Schwein. "Wer soll es denn sonst gewesen sein?", sagte Gundel. Alle schauten sich ganz betreten an. Da lebten sie nun schon so lange zusammen in einem Haus und nun sollte einer von ihnen ein Eierdieb sein. Sie schauten sich immer wieder gegenseitig verstohlen an und plötzlich konnte man förmlich das Misstrauen spüren. Jeder überlegte wohl insgeheim, wer für so etwas in Frage käme. "So kann das nicht weitergehen", sagte da der Esel Duk, "wir müssen unbedingt herausfinden, wer das gewesen ist".

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Sie beschlossen, in dieser Nacht alle draussen zu schlafen, bis auf Gundel und Fritzi. Am Abend gingen die beiden in die Scheune und setzten sich auf ihre Eier. Die anderen schlossen die Tür und machten es sich, so gut es eben ging, draussen bequem. Buffi, der Hund hatte es gut. Der hatte seine Hütte gleich hinter der Scheune. Die anderen kuschelten sich zusammen und versuchten zu schlafen. "Schon wieder, schon wieder", gackerte es aus der Scheune. Buffi, der Hund war der erste, der aufwachte. Oje, oje, schon wieder was passiert, dachte er. Die Tür zur Scheune flog auf und Gundel kam schimpfend herausgeflattert. "Schon wieder ein Ei gestohlen", schrie sie. "Auf jeden Fall wissen wir jetzt, dass es keiner von uns war", sagten die anderen und schämten sich insgeheim, dass sie sich gegenseitig verdächtigt hatten. "Das Fenster, das Fenster unterm Dach war offen, vielleicht war es ja die Fledermaus", sagte Gundel.

 

"Dann werden wir heute Nacht auch das Fenster unterm Dach schliessen", meinte Franz. "Und Otto muss auch draussen schlafen", sagte Gundel. "Das werd ich nicht", rief Otto die Spinne von Drinnen. "Ich hab mein Netz hier drinnen, wie soll ich mir denn so schnell ein neues bauen?". "Das ist mir egal", sagte Gundel ganz aufgebracht. "Otto hat recht", sagte Franz, der Hahn. Er soll drinnen schlafen, er kann es ja nicht gewesen sein. Wir werden alles verschliessen, dann kann ja eigentlich nichts mehr passieren".

 

So schliefen also alle, bis auf Gundel, Fritzi und Otto noch eine Nacht draussen. In dieser Nacht schlief keiner besonders gut. Sie waren alle zu sehr gespannt, ob wieder etwas passieren würde. Und tatsächlich, diesmal war es eines von Fritzis Eiers. "Nun war auch das Fenster geschlossen, also kann es die Fledermaus nicht gewesen sein. Und Otto habe ich sowieso die ganze Nacht im Auge gehabt", sagte Gundel. "Dann kann es ja nur ein Geist gewesen sein". "Geist, Geist", sagten die anderen, "jedes Kind weiss doch, dass es keine Geister gibt". "Auf jeden Fall habe ich jetzt die Nase voll", meinte Gundel. Wenn morgen wieder ein Ei weg ist, dann rufe ich die Waldpolizei". Und tatsächlich, am nächsten Morgen war wieder ein Ei weg. "Jetzt reicht es", ich gehe in den Wald und werde Frau Eule holen". Frau Eule aus dem 2. Baum kümmerte sich im Wald und in der Umgebung um solche Sachen. Gundel machte sich also auf den Weg.